Bei «Investment Fraud» handelt es sich um Anlagebetrug. Hierbei ködern dreiste Finanzdienstleister anlegewillige Kunden mit hohen Renditeversprechen. Doch hinter den vermeintlich grossen Gewinnen verbergen sich vor allem hohe Risiken – und oft sogar illegale Machenschaften.
Beachten Sie die folgenden Verhaltensregeln:
- Nehmen Sie sich Zeit, um über Investitionen und Geldanlagen zu entscheiden. Lassen Sie sich nie unter Druck setzen.
- Lassen Sie sich von unrealistischen Versprechen nicht blenden. Kein seriöser Finanzdienstleister verspricht überdurchschnittliche Gewinne in kurzer Zeit.
- Recherchieren Sie über den Anbieter, etwa auf Google, Internetforen und Konsumentenseiten.
- Überprüfen Sie, ob der Anbieter eine Bewilligung der FINMA hat oder in der FINMA-Warnliste oder im IOSCO Investor Alerts Portal aufgeführt ist. Überprüfen Sie zudem den Handelsregisterauszug von Schweizer Anbietern unter www.zefix.ch.
- Wenden Sie sich an Ihren Kundenberater Ihrer Hausbank, wenn Sie unsicher sind.
- Bei Anbietern aus dem Ausland überlegen Sie sich immer, an wen Sie sich bei Problemen wenden können.
- Innovative Technologien und Produkte (z.B. Kryptowährungen) bergen neben dem Reiz des Neuen auch Risiken.
Generell gilt:
- Wenn vermeintlich schnelle Gewinne winken, denken Sie an die einfache Wahrheit: Schnelles Geld ohne Verlustrisiko ist eine Illusion! Wer es glaubt, verliert!
Ablauf eines typischen Angriffs
Phase 1: Anködern
«Investment Fraud» können Sie überall antreffen:
- In Anzeigen im Internet, z.B. auf Social Media Plattformen
- In Anzeigen in Spam-Mails
- In Anzeigen für lukrative Geldanlagen in Magazinen und Zeitschriften
In diesen Anzeigen führen Links auf besonders präparierte Webseiten. In einigen Fällen wird mit Prominenten geworben, die diese Anlage schon erfolgreich ausprobiert hätten.
Ziel ist, die Opfer dazu zu verleiten, sich zu registrieren. Die Betrüger haben es dabei vor allem auf die Telefonnummer abgesehen.
Phase 2: Persönlicher Erstkontakt
Wenn sich das Opfer registriert hat, erhält es in der Folge einen Anruf eines Maklers. Diesem steht es in der Regel skeptisch gegenüber. Bewusst wird dieser Skepsis Rechnung getragen und am Telefon initial eine kleine Anlagesumme von nur 250 CHF oder 500 CHF ausgehandelt. Meistens werden Investitionen in Kryptowährungen empfohlen. Der Kunde darf mitentscheiden.
Nach der Überweisung des kleinen Anlagebetrages erhält das Opfer einen Zugang zum E-Banking der betrügerischen Webseite, auf der er seine Investition sieht. Mit jeder Anmeldung steigen die Erträge. Dem Opfer stellt sich die eigene Anlageentscheidung als richtig dar. Das Geld ist aber längst verloren.
Phase 3: Vertrauensbildung
Es wird beobachtet, dass es eine Art «persönliche» Betreuung ähnlich einer Beratertätigkeit gibt. Das Opfer wird nun öfter von vermeintlichen Maklern kontaktiert. Der Anrufer ist aufgrund des Ertrags beim Kunden willkommen. Die Betrüger beherrschen ausserdem die Techniken des Social Engineering.
Im Gespräch wird bewusst kein direkter Druck aufgebaut. Dem Opfer wird immer die Entscheidung überlassen. Der Druck entsteht durch Angebote, die nur befristet verfügbar sein sollen und Optionen, die zeitnah auslaufen. Die Zahlungen befinden sich bis zu diesem Zeitpunkt im Dunkelfeld, d.h. sie werden von niemanden als Betrug erkannt.
Empfänger sind oft Händler von Kryptowährungen, die die Konten bereits im Namen des Opfers eröffnet haben. Die Legitimation/Identifizierung kommt dabei vom Opfer selbst, weil der Betrüger diese in einer Weiterleitung von ihm verlangt hat. Das in diesem Fall zugehörige Bitcoin-Wallet liegt aber nicht im Einflussbereich des Opfers. Es gehört physisch dem Betrüger. Eine Rückabwicklung ist unmöglich.
Phase 4: Nachschuss
Will das Opfer aus irgendeinem Grund sein eingesetztes Kapital zurück, tritt langsam die Realisierung ein, dass es einem Betrug aufgesessen ist. In einigen Fällen wird auch ein vermeintlicher Crash der Investition vorgetäuscht. Beim Opfer treten die Phasen der Trauer ein, welche der Betrüger perfide ausnutzt:
- Nicht wahrhaben wollen: Der Betrüger spricht vom Charakter der Investition, die verlangt, dass das Opfer noch mehr überweisen muss, um Geld zurückzuerhalten. Da das Opfer sonst nicht mehr an das Geld kommt, sitzt es gefühlt am kürzerem Hebel.
- Zorn/Ärger: Das Opfer wird mit einem angeblichen Vorgesetzten verbunden oder von diesem angerufen. Dies geht bis zum Chef des vermeintlichen Anbieters, welcher jeweils beruhigt und dem Opfer eine besser Zukunft in Aussicht stellt, wenn es Beträge nachschiesst.
- Verhandeln: Funktioniert bisher nichts, wird nachträglich eine Versicherung angeboten, die das Opfer bereits zu Beginn der Anlage hätte abschliessen können. Um seine Verluste abzusichern, würde man diese rückwirkend ermöglichen. Auch dieses Geld ist verloren.
- Depression/Trauer: Das Opfer ist hilflos und sieht sich als Verlierer in einer Abhängigkeit gefangen, auf das Wohlwollen des Betrügers angewiesen zu sein. Der Betrüger ist sich dieser Gewinner-Dominanz und Distanz bewusst. Weitere Anrufe und die Tatsache, dass dem Opfer in seiner Wahrnehmung niemand hilft, lässt eine surreale Wahrnehmung entstehen, an der Situation noch etwas ändern zu können. Plötzlich kann doch noch Geld zurücküberwiesen werden. Das Opfer muss aber die Bank-, Rechts- oder Notarkosten vorab bezahlen.
Phase 5: Verlust-Realisierung
Mit der Verlust-Realisierung geht das Opfer zur Bank und zur Polizei. Anwälte werden kontaktiert …
Die Lehren daraus
Solche Investitionen und Geldanlagen sind meistens riskant. Vor allem bei versprochenen hohen Renditen und komplexen Themen wie Kryptowährungen ist besondere Vorsicht angebracht. Meist sind die Betrüger dann nicht weit.
Möchten Sie dennoch Geld investieren, sollten Sie sich vorgängig umfassend informieren und darauf achten, dass Sie dies nur über seriöse Plattformen und Anbieter tun.
Melden Sie zweifelhafte Angebote
Stossen Sie auf zweifelhafte Angebote, können Sie diese der FINMA mittels dessen Meldeformular melden. Solche Hinweise ermöglichen es der FINMA unerlaubt tätige Anbieter zu entdecken und aus dem Verkehr zu ziehen.
Weitere praktische Tipps finden Sie im FINMA-Video «Schutz vor Anlagebetrug».